Samstag, 7. März 2015

Antiautoritäre

Heute macht sich gesellschaftlich ein pseudokritischer Menschenschlag breit, der sich unverständig gegen alles und jeden aufbäumt. Dieser Menschenschlag ist in allen gesellschaftlichen Schichten und politischen Lagern zu finden. Das Schlimme ist, dass sein antiautoritärer Ungeist von maßgeblichen gesellschaftlichen Kräften als Engagement missverstanden wird. Doch zu allem Nein zu sagen ist genauso apathisch wie alles abzunicken. Allem gegenüber kritisch zu sein gilt als Kardinaltugend. Jedoch hat die heute gebräuchliche Bedeutung des Wortes "Kritik" nichts mehr mit ihrer Ursprünglichen gemein. Der Begriff Kritik kommt von dem griechischen krínein und bedeutet in etwa so viel wie [unter-]scheiden, trennen. Es geht hier also nicht um einen Verriss, einen Tadel, oder eine aus Prinzip ablehnende Grundhaltung, sondern um eine nüchterne Untersuchung. Schon der Titel des Kantianischen Hauptwerkes "Kritik der reinen Vernunft" bedient sich dieser ursprünglichen Bedeutung des Kritikbegriffs und ist deshalb mit unserem heutigen Sprachgebrauch gar nicht zu verstehen. Diese antiautoritären Revoluzzer erinnern mich unweigerlich an unreife Kinder, deren Rebellion ja auch oft nichts weiter als eine Provokation der Erwachsenen ist. Man möchte gar keinen ernsthaften Beitrag zu irgendeiner Debatte leisten, sondern lediglich austesten wie weit man mit der Provokation des Staates ungestraft gehen kann. Wenn sich der Staat dann doch einmal gegen einen wehrt, gibt man sich empört und fühlt sich ungerecht behandelt, wie das Kind das nach unzähligen Provokationen die Strafe des Vaters ereilt.

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