Man kann den klassischen Helden nicht
mehr verstehen. Ihm wohnt aus heutiger Sicht immer eine gewisse
Dummheit inne, weil wir seine feste Entschlossenheit mit der er für
seine Überzeugung eintritt, für Naivität halten. Wir verstehen den
Kreuzritter nicht, der sein Leben für ein ungewisses Gut opfert. Was
für ein Rätsel ist uns der Samurai, der Seppuku begeht, um seine
verlorene Ehre wiederherzustellen. Ein Mysterium ist uns auch der
Kreuzestod Jesu geworden. Wie konnte er sich seiner Sache nur so
sicher sein, fragt der diesseitig verhaftete Mensch unserer
Tage. Entweder begreifen wir es einfach nicht, oder machen aus
unserem Unverständnis auch noch eine Tugend, wenn wir diesen Helden
Verblendung und Dummheit unterstellen. Doch im 1.Korinther, 3/19
heißt es: "Denn dieser Welt Weisheit ist Torheit bei Gott."
Der heutige Mensch ist unfähig geworden für ein großes Ideal zu
sterben. Der gesamte Raum seiner Wahrnehmung beschränkt sich auf das
Diesseitige. Sein persönliches Glück ist ihm das höchste Gut. Er
hat sich nicht nur biologisch, sondern auch geistig zu den Tieren
gestellt und rühmt sich auch noch seiner auf die weltlichen Dinge
ausgerichteten Bauernschläue. Dadurch hat der Mensch an Würde
eingebüßt.
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