Dienstag, 28. April 2015

Heldentum

Man kann den klassischen Helden nicht mehr verstehen. Ihm wohnt aus heutiger Sicht immer eine gewisse Dummheit inne, weil wir seine feste Entschlossenheit mit der er für seine Überzeugung eintritt, für Naivität halten. Wir verstehen den Kreuzritter nicht, der sein Leben für ein ungewisses Gut opfert. Was für ein Rätsel ist uns der Samurai, der Seppuku begeht, um seine verlorene Ehre wiederherzustellen. Ein Mysterium ist uns auch der Kreuzestod Jesu geworden. Wie konnte er sich seiner Sache nur so sicher sein, fragt der diesseitig verhaftete Mensch unserer Tage. Entweder begreifen wir es einfach nicht, oder machen aus unserem Unverständnis auch noch eine Tugend, wenn wir diesen Helden Verblendung und Dummheit unterstellen. Doch im 1.Korinther, 3/19 heißt es: "Denn dieser Welt Weisheit ist Torheit bei Gott." Der heutige Mensch ist unfähig geworden für ein großes Ideal zu sterben. Der gesamte Raum seiner Wahrnehmung beschränkt sich auf das Diesseitige. Sein persönliches Glück ist ihm das höchste Gut. Er hat sich nicht nur biologisch, sondern auch geistig zu den Tieren gestellt und rühmt sich auch noch seiner auf die weltlichen Dinge ausgerichteten Bauernschläue. Dadurch hat der Mensch an Würde eingebüßt.

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