Dienstag, 21. April 2015

Evolutionismus

Bis in das 19. Jahrhundert hinein galt der Umstand, dass sich etwas über lange Zeit bewährt hat, als ein starkes Argument für dessen Autorität. Demgemäß galten im abendländischen Mittelalter antike Schriften von Herodot und Homer als vorzügliche Quellen. Heute ist es in Mode genau anders herum zu argumentieren. Die neuste Quelle gilt immer als die Sicherste, weil sie wie heutzutage alles als das Ergebnis eines langen evolutionären Auswahlprozesses begriffen wird. Es wird behauptet, dass der Mensch aus den Fehlern der Vergangenheit lerne und so immer tiefere Einsicht in das Wesen der Dinge erlangte. Beweise für gegenteilige historische Entwicklungen und Dekadenzerscheinungen werden nicht wahrgenommen. Genauso verhält es sich aus dieser Perspektive mit dem jeweiligen Punkt der Geschichte, an dem man sich nun gerade zufälligerweise befindet. Dieser wird stets als der Höhepunkt der Menschheitsgeschichte gedeutet. Zwar gibt es auch für den Evolutionisten noch Probleme, die gelöst werden müssen, da die Entwicklung der Menschheit noch nicht abgeschlossen ist. Doch ist er davon überzeugt, dass alles immer besser werden und auf den allumfassenden Fortschritt der Menschheit hinauslaufen müsse. Vor diesem Hintergrund werden negative Entwicklungen in einzelnen Bereichen der Gesellschaft einfach als Schwarzmalerei abgetan. Evolutionisten sind nicht dazu in der Lage gesellschaftliche Entwicklungen differenziert zu beurteilen. Durch seine Theorien schuf Darwin eine biologistische Rechtfertigung für den Hass auf alles Vergangene, das als das zurecht Überwundene begriffen wird. Insofern kann Charles Darwin als der Vater der Moderne angesehen werden. Nicht nur weil er den abendländischen Menschen zum Atheismus verführte, sondern auch weil er die Grundlage für die Fortschrittsgläubigkeit unserer Zeit schuf, die als moderne Ersatzreligion fungiert. Es wird propagiert, dass es das Ziel der Menschheit sei, durch den "Fortschritt" das kurze Leben des Einzelnen erträglicher zu machen. Eine diesseitig verhaftete, den Menschen beschämende, Ansicht.

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