Sonntag, 24. Mai 2015

Vernunft und Gefallsucht

Die Relevanz die man den Meinungen seiner Mitmenschen beimisst, ist abhängig von dem individuellen Grade der Vernunft. Unvernünftige Wesen wie Tiere und Kinder messen der Wirkung ihrer Erscheinung auf andere Artgenossen keinerlei Bedeutung bei. Das liegt an ihrem schamlosen Wesen. Kinder können sich mit ihren Mitmenschen, aufgrund ihrer mangelhaften Empathie, nur schwer oder gar nicht identifizieren. Sie verstehen sich selber als Zweck, während alle anderen um sie herum immer nur Mittel sind. Dementsprechend stark ist ihr Egoismus ausgeprägt. Erwachsene von gewöhnlicher Vernunft, erkennen sehr wohl, dass die Anderen keine Chimären, sondern in der Tat ebenso existent sind wie sie selbst und sich außerhalb der eigenen Vorstellung befinden. Aufgrund dieser Erkenntnis, lebt der gemeine Mensch ausschließlich um Anderen zu gefallen, wodurch seine Existenz wiederum zum Mittel degradiert wird und so seine Zweckhaftigkeit verliert. Seine Gefallsucht macht, dass er glaubt was alle glauben, einen großen Wert auf sein äußeres Erscheinungsbild legt und im Allgemeinen auf seine Konformität bedacht ist. Befindet sich der Grad der Vernunft allerdings weit über dem des Durchschnitts, nimmt die Gefallsucht wieder ab. Das hat das Genie mit den unvernünftigen Lebensformen gemein. Seine Außenwelt nimmt das Genie, wie das Kleinkind nicht mehr lebhaft wahr. Der Zeitgeist, die Trends, die Volksmeinungen und die Moden erscheinen dem außergewöhnlichen Kopfe wie unbedeutende, flüchtige Sternschnuppen am unendlichen Firmament des Ewigen, dessen Erfassung er sich zum Ziel gesetzt hat. Daher kommt es, dass Genies oft dank ihres ungepflegten Aussehens, ihrer langen Bärte, ihrer krausen Haare etc. auch in äußerlicher Hinsicht von der Norm abweichen. Die Koketterie und Gefallsucht vieler Frauen, die unter Anderem in ihrem außerordentlichen Interesse für die neusten Trends in Mode und Populärkultur zum Ausdruck kommt, ist übrigens unzweifelhaftes Zeugnis ihrer Unvernunft. Nicht einmal die banalste Entscheidung, wie die Wahl der angemessenen Kleidung, können sie ohne die „Genehmigung“ ihrer Mitmenschen treffen. Denn sie dürfen es auf gar keinen Fall riskieren, die strengen modischen Konventionen der „Jetztzeit“ zu missachten, welche ihren Geist bereits vollkommen ausfüllen.

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