Donnerstag, 10. März 2016

Die Entmystifizierung der Musik

In dem Umfang in dem das Verständnis für musiktheoretische Dinge wächst, verliert die Musik ihren mystischen Charme. Für den außenstehenden unmusikalischen Zeitgenossen kommt die Musik einem unerklärlichen Mythos gleich, den man nicht verstehen und entschlüsseln, sondern nur empfinden kann. Seine Herangehensweise ist emotional und man könnte sagen kindlich naiv, weshalb auch seine Freude über Musik in der Regel ungetrübter ist. Aus eben diesem Grunde waren meine Empfindungen stets zwiespältig wenn es daran ging ein Stück nach Noten auf dem Klavier zu erlernen. Auf der einen Seite existiert der Wille ein Stück beherrschen zu können. Wobei beherrschen hier in der Tat wörtlich zu verstehen ist, da es auf der anderen Seite sobald es beherrscht wird seines mystischen Glanzes entkleidet ist. Der Zuhörer ist dem gläubigen, der Musiker dem Naturwissenschaftler zu vergleichen. Der eine staunt vor den Rätseln der Natur und labt sich an der Betrachtung des Unverstehbaren. Der andere entkleidet die Natur ihrer Rätsel und macht sie zu einem banalen, von Gesetzmäßigkeiten durchdrungenen Ort. Die Erkenntnis, dass die Musik, die uns so sehr berührt nichts weiter als die nach Gesetzen der Logik betriebene Zusammenfügung 12 verschiedener Töne ist, führt unweigerlich zu unzähligen psychologischen Krisen im Verlauf des Lebens eines ambitionierten Musikers.

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